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2024: Das Jahr der Weichenstellung
Wie immer wünsche ich Ihnen viel Freude bei der Lektüre,
Geschäftsführer Dipl.-Ing. (FH) Laurenz Trunner, MBA
und das Team der EBE Solutions
die rollenden Restaurants in CEE
Während die Deutsche Bahn die letzten 20 Bistrowaggons ihrer Intercity-Flotte im Dezember 2023 außer Dienst stellte, erfährt die Reisegastronomie anderswo zunehmend mediale Aufmerksamkeit: Die altehrwürdigen Bordrestaurants auf den Strecken unserer östlichen Nachbarländer werden auf Social-Media-Kanälen gefeiert und in internationalen Medien gewürdigt.
„Dining in Style, at 90 Miles an Hour“ titelte The New York Times im April 2023 und schwärmte vom „Sound of Schnitzelklopfen“ in den osteuropäischen Speisewagen. Ausgehend von Wien hatte Autor Evan Rail rund 2.400 Kilometer in 12 verschiedenen Zügen zurückgelegt, einen Gutteil der Zeit verbrachte er im Speisewagen. Die aus der Zeit gefallen wirkenden rollenden Restaurants mit ihren Tischdecken, dem gezapften Bier und den frisch zubereiteten, regionalen Spezialitäten beeindruckten den Reporter sichtlich. Voller Wehmut bedauerte er die bereits 2019 erfolgte Einstellung des Angebotes an Speisewagen auf den meisten Strecken der amerikanischen Amtrak. Evan Rail blieb aber nicht der Einzige, der Angesichts der heimeligen Atmosphäre und des persönlichen Services in den tschechischen, ungarischen oder slowenischen Bordrestaurants ins Schwärmen gerät.
Erst am 18. Dezember erschien eine Liebeserklärung an den Speisewagen auf welt.de, verfasst von Jaroslav Rudiš, ein gekürzter Text aus seinem 2023 erschienenen Buch Zug um Zug durch Europa, das es sogar auf die „Spiegel“ Bestsellerliste schaffte. Rudiš erzählt darin Geschichten von rollenden Familienbetrieben wie den Speisewagen des Eurocity „Emona“ von Wien nach Ljubljana. Hier arbeiten Herr Popović Senior und Herr Popović Junior. Gemeinsam betreiben sie das „Wirtshaus mit Hausmannskost“ – den einzigen Slowenischen Speisewagen auf einer regelmäßige Verbindung. Oder von Herrn Peterka, der auf der Strecke zwischen Hamburg und Prag seinen Gästen Highlights der böhmischen Küche serviert – frisch zubereitet vom ebenfalls mitreisenden Koch.
Jaroslav Rudiš, der selbst aus einer Eisenbahnerfamilie stammt, ist glühender Verfechter des Bahnreisens und sieht Österreich, Tschechien und die Schweiz als Vorreiter in Sachen Komfort auf Schienen. „Die Eisenbahn hält uns in Europa zusammen“ meinte er 2022 in einem Radiointerview mit dem Deutschlandfunk. Nur aus dem Zug heraus und beim Blick aus dem Fenster „könne man Europa verstehen und genießen.“
Doch zurück zu Evan Rail und seiner Europareise für die NYT. Auf der interviewte er bei einem Zwischenstopp in Wien David Ecker, der seit 2018 sein Projekt @_DiningCar auf „X“ (vormals Twitter) betreibt. Stolze 14.500 Follower verzeichnet sein Account, auf dem er regelmäßig über seine Erfahrungen in europäischen Speisewägen berichtet. Zum „X“-Account kamen mit der Zeit eine Website (diningcar.at) sowie weitere Accounts auf Instagram, Flickr und Mastodon. Auf seinem Flickr-Profil finden sich hunderte nach Strecken und Betreibern geordnete Fotoalben mit insgesamt über 6.000 Bildern – allesamt nur von Speisewägen. Auf dem „X“-Profil tauschen sich Fans aus der ganzen Welt über „ihre“ Speisewagen aus.
Auch andere Accounts widmen sich mittlerweile dem Thema: @speisewagen erklärt „Speisewagen fahren zur Lebenseinstellung“ und selbst bei @seatsixtyone (The Man in Seat 61, aka Mark Smith) gehören Fotos aus dem Bordrestaurant inzwischen zum digitalen Alltag. Hashtags wie etwa #diningcar, #Speisewagen oder #Bahnzeit trenden regelmäßig mit Postings, die an den Glanz vergangener (Reise)zeiten erinnern und eine stetig wachsende Online-Community begeistern.
Lesestoff zu diesem Artikel
Online Resourcen
Artikel der New York Times
Artikel online (Bezahlschranke)
Artikel auf welt.de
Interview mit Jaroslav Rudiš auf Deutschlandfunk Kultur
Zum Online-Interview
Diningcar Projekt
Website diningcar.at
Twitter (X): @_DiningCar
Fotos von David Ecker auf Flickr
@speisewagen auf Twitter (X)
@seatsixtyone auf Twitter (X)
Zug um Zug durch Europa.
Von Nachtzügen, Speisewagen und den schönsten Bahnhöfen
Jaroslav Rudiš, 2023Verlag: Malik
ISBN 978-3-89029-585-5
Bei Thalia.at erhältlich
(und natürlich im Buchhandel)