Positionen zu Transport, Technologie, Innovation
Die einzige Konstante ist die Veränderung…
Wie immer wünsche ich Ihnen viel Freude bei der Lektüre,
Geschäftsführer Dipl.-Ing. (FH) Laurenz Trunner, MBA
und das Team der EBE Solutions
Nach 1,5 Jahren Umsetzungszeit konnte unser großes Stellwerk-Projekt fertiggestellt werden und Anfang März in Betrieb gehen.
Es war unsere Aufgabe ein bestehendes elektronisches Stellwerks einer Anschlussbahn, dessen Lebenszeit abgelaufen ist, zu sanieren. Durch die Erneuerung der sicherungstechnischen Einrichtung kann weiterhin ein reibungsloser Betrieb garantiert werden. Hier kommt unser Produkt diaLOC (ehemals ISIS-IL) zum Einsatz. Das System diaLOC ist ein elektronisches Stellwerk, das aus einem zentral und dezentral erweiterbaren sicherheitsgerichteten Steuerungssystem (SPS im Sinne von COTS) und speziell für die Bahnanwendung entwickelten Feldelementen (z.B.: Radsensoren) besteht.
Die Kernelemente wie der Fahrstraßenrechner, die 4 Stellrechner, Stromversorgung, Nahbedieneinrichtungen für die unterschiedlichen Stellbereiche und Achszähleinrichtungen zur Gleisfreimeldung wurden neu errichtet. Die Standorte der alten 41 Signale konnten beibehalten werden, jedoch wurden diese erneuert und in LED-Technik ausgeführt. Es erfolgte eine problemlose Einbindung der bestehenden 27 Weichantriebe, 7 Gleistore und 2 elektrischen Festlegeschlösser in das System diaLOC.
Auf der grafischen Bedienoberfläche OCS (Operation Control System), die an die einheitliche Bedienoberfläche EBO2 der ÖBB angelehnt ist, wird der Zustand der in das ESTW eingebundenen Weichen, 24 Gleisabschnitte sowie Gleistore angezeigt. Hier können ab sofort nicht nur die insgesamt 84 möglichen Fahrstraßen gestellt werden, sondern weitere für den Betrieb notwendigen Kommandos, wie unter anderem das Umstellen von Weichen oder Setzen von Befahrbarkeitssperren eingegeben werden.
in der Bahnhofsrestauration
In den „goldenen Tagen“ der Eisenbahn hatte jeder Bahnhof eine, manche sogar mehrere: Opulente Bahnhofsrestaurationen, oft mit verschiedenen, den Klassen entsprechenden Sälen fanden sich in allen Städten Europas. Heute sind davon nur noch Wenige im Original erhalten.
So beispielsweise das legendäre, 1901 eröffnete „Le Train Bleu“ im Pariser Bahnhof Gare de Lyon. Die elegante Atmosphäre der riesigen Speisesäle mit ihren Holzvertäfelungen, Stuckaturen und den 41 pompösen Wand- und Deckengemälden zog seit der Eröffnung als Buffet de la Gare de Lyon Reisende und Prominente wie Coco Chanel, Salvador Dali oder Jean Cocteau in ihren Bann. Auch heute noch werden rund 500 Mahlzeiten täglich serviert. Allerdings wohl kaum für den schnellen Hunger zwischendurch – schlagen sich doch Vorspeisen mit rund €35, –, das Menu du Train Blue mit € 120,– zu Buche.
Auch in der Central Station von Helsinki, einem der wohl schönsten Bahnhöfe Europas, hat fine dining eine lange Tradition. Unser Titelbild zeigt das beeindruckende Restaurant im Jahr 1929. Heute findet sich in den imposanten Bahnhofshallen ein Burgerking und – 2022 neu eröffnet – das Olivia, der Ableger einer Kette italienischer Restaurants in der ehemaligen Kassenhalle.
Doch abseits einiger kulinarischer Institutionen gerieten die Bahnhofsrestaurants in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr ins Hintertreffen. Große Bahnhöfe setzten zunehmen auf Fastfoodkonzepte und Foodmalls, auch in ländlichen Gegenden wurden die oftmals einfachen „Buffets“ zunehmend unrentabel. Der Blog Dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org listet penibel Bahnhofsgaststätten in ganz Österreich auf und verdeutlich dabei deren rasantes Verschwinden während der letzten zwei Dekaden. Die Corona Pandemie wirkte schließlich wie ein Brandbeschleuniger und so sind heute nur noch vergleichsweise Wenige in Betrieb.
Die Verbliebenen jedoch kommen wie eh und je ihrer Funktion als Bindeglied zwischen Bahnreisenden und Ortsansässigen nach. Dabei kann es sich um stilvolle Gebäude wie den Bahngasthof Fellner in Vöcklabruck handeln, den man mit seinen rund 500 Sitzplätzen eher in einer europäischen Metropole verorten würde. Oder findige Neu-Nutzungen wie das Bahnhofsbräu in Ober-Grafendorf, wo sich Interessierte in die Kunst des Bierbrauens einweisen lassen können. Selten genug gibt es auch Neueröffnungen wie das Bistro Laubenbachmühle im Betriebszentrum der Mariazellerbahn, das mit regionalen Spezialitäten aufwartet oder – so zumindest die Hoffnung der Wirtsleute – die 2024 sehnsüchtig erwartete Wiedereröffnung der Bangkok Station.
Diese hatte 2012 im Bahnhof Tullnerbach-Pressbaum mit dem Flair eines Imbiss der 1960er Jahre und authentischer Thai-Küche eröffnet und war schnell zum Geheimtipp geworden. Nur 11 Minuten mit der Bahn von Wien gelegen, galt sie bald als „das beste Thairestaurant der Stadt – außerhalb der Stadt“. Doch im Zuge der Neugestaltung des Bahnhofs musste das Lokal 2022 schließen, der Kiosk wurde abgerissen. Heuer soll die Bangkok Station nun dem Vernehmen nach in einem neu errichteten Gebäude gegenüber wiedereröffnen. Ob der Charme der alten Station jemals wieder erreicht werden kann, bleibt allerdings abzuwarten.
Szenenwechsel: Im Bahnhofsstüberl Monica am Bahnhof Eisenstadt geht’s nicht um Charme. Hier bleibt man unter sich, nur selten verirren sich Reisende wie der Autor dieser Zeilen ins Lokal. Schon am Vormittag trifft sich hier die Stammbelegschaft auf ein Bier am Resopaltisch.
Das Monica ist eine typische Bahnhofsrest’n, die Ö1 einmal als „gesellschaftlichen Gegenentwurf zum bürgerlich-respektablen Kirchenwirt“ bezeichnete. Und hat vielleicht gerade deswegen ihren ganz besonderen Charme.
Lesestoff zu diesem Artikel
In der Bahnhofsgaststätte
Ein literarisches Menü in zwölf Gängen
Guido Fuchs (Hrsg.)
Verlag Monika Fuchs
260 Seiten, Deutsch
ISBN 978-3-947066-65-0
Beim Verlag online erhältlich